10 Jahre FriedWald Freyburg (Unstrut)
Im Waldgebiet am Schloss Neuenburg sind seit Herbst 2014 Beisetzungen unter Bäumen möglich
Freyburg (Unstrut)/Griesheim, November 2024 – „Beisetzungen unter Bäumen mitten im Wald, das geht?“ Als Udo Mänicke vor rund 15 Jahren gefragt wurde, ob er sich einen Bestattungswald für Freyburg vorstellen kann, musste er sich erst einmal mit der Idee vertraut machen. „Für mich war diese Form der Bestattung damals völlig neu“, sagt der ehrenamtliche Bürgermeister. Am vergangenen Freitag blickten Mänicke, seine Stellvertreter, Verantwortliche der FriedWald GmbH und das FriedWald-Förster-Team auf zehn Jahre FriedWald Freyburg zurück. Von der Idee bis zur Umsetzung war es ein langer Weg. „Insgesamt 5 Jahre hat es gedauert, bis die Genehmigung für den Friedhof im Wald erteilt war und wir dann endlich im Herbst 2014 den FriedWald eröffnen konnten“, erzählt Mänicke. Die Stadt Freyburg hat damals die Trägerschaft für den Bestattungswald übernommen und ein Waldstück direkt am Schloss Neuenburg für die letzte Ruhe unter Bäumen zur Verfügung gestellt. Das Durchhaltevermögen hat sich gelohnt. Mehr als 4.100 Menschen haben sich bereits für die letzte Ruhe unter einem Baum im FriedWald Freyburg entschieden. Über 1.500 Menschen wurden schon an ihrem Baum beigesetzt.
Ein Ort der letzten Ruhe für naturverbundene Menschen
„Es freut mich, dass der FriedWald Freyburg für viele Bürgerinnen und Bürgern aus der Region Saale-Unstrut – aber auch darüber hinaus – eine würdevolle Alternative zum herkömmlichen Friedhof ist. Die Bestattung in der Natur passt sehr gut nach Freyburg und unterstreicht die Naturverbundenheit der Region, die nicht nur durch Wein-Terrassen, sondern auch sanfte Hügel, Wälder, Wiesen und Auen besticht. Und seit zehn Jahren eben auch durch den FriedWald“, so Mänicke.
Stämmige Eichen, Elsbeeren und Hainbuchen prägen das Waldbild des 22 Hektar großen Bestattungswaldes, der sich jetzt im Herbst durch die leuchtend gelbe Färbung der Blätter in ein farbenfrohes Kleinod verwandelt. Auf einer Anhöhe in der Nähe des Waldes werden Besucherinnen und Besucher mit einer schönen Aussicht in das Unstruttal, Schloss Neuenburg und den Naumburger Dom belohnt. Eine Kulisse, die auch für Ilona Bliedtner besonders ist. Die Merseburgerin hat sich vor zwei Jahren gemeinsam mit ihrem Mann einen Baum im FriedWald Freyburg ausgesucht und ist des Öfteren im Wald unterwegs. „Die malerische Umgebung, in der der FriedWald Freyburg liegt, weckt bei mir Erinnerungen an meine Heimat. Ich komme aus Ost-Thüringen und die Topografie dort ist sehr ähnlich“, erzählt Bliedtner und ergänzt: „Mir als Baumliebhaberin gefällt die romantische Hainbuchenallee, die mitten durch den FriedWald führt, besonders gut.“ Ihre Vorliebe für Natur und Bäume, aber auch familiäre Umstände haben die Bliedtners dazu bewegt, wenn es so weit ist, im FriedWald die letzte Ruhe zu finden. „Da unsere Familie inzwischen weit verstreut lebt, kam ein klassisches Erdgrab, das Grabpflege erfordert, für uns nicht infrage. Ich kann mich auch nicht mit der gängigen Bepflanzung und Ausschmückung vieler Grabstätten auf klassischen Friedhöfen anfreunden“, sagt Bliedtner.
Für die Grabpflege sorgt im FriedWald die Natur
Mit dem FriedWald hat sich das Ehepaar für einen Beisetzungsort entschieden, an dem die Natur die Grabpflege übernimmt. Je nach Jahreszeit sehen die Baumgräber anders aus: jetzt im Herbst zeigen sie sich in farbenfrohem Gewand, im Winter sorgen Eiskristalle für einen besonderen Glanz und im Frühling und Sommer zieren Farne und Moose die Grabstätten. Menschengemachter Grabschmuck ist im FriedWald nicht erlaubt. „Für uns ist die FriedWald-Idee genau das richtige und wir sind froh, dass wir zu Lebzeiten alles geregelt haben. Wir konnten unsere Grabstätte gemeinsam mit unseren Kindern und Enkelkindern aussuchen und wissen, dass wir einmal nach unseren Wünschen beigesetzt werden. Und dass dieser Wunsch auch im Sinne unserer Kinder ist. Unser Sohn wird auch einmal an unserem Baum die letzte Ruhe finden“, erzählt Bliedtner.
Individuelle Abschiede in der tröstlichen Umgebung des Waldes
Kennengelernt haben Ilona Bliedtner und ihr Mann den FriedWald Freyburg bereits zwei Jahre vor der Baumauswahl – im Herbst 2020 bei einer Waldführung. „Das war sehr hilfreich. Wir haben sogar zwei Waldführungen mitgemacht, um beim zweiten Mal gezielt unsere Fragen zum Baumkauf stellen zu können“, erinnert sich Bliedtner. Im FriedWald Freyburg erklärt der Bürgermeister höchstpersönlich die Idee der Bestattung in der Natur. Udo Mänicke ist einer von insgesamt fünf FriedWald-Försterinnen – und -Förstern, die Interessierte bei einer Waldführung die FriedWald-Idee erklären, bei der Auswahl der passenden Baumgrabstätte unterstützen und Beisetzungen im FriedWald begleiten. Alles Aufgaben, denen Udo Mänicke mit viel Empathie nachgeht und die ihn persönlich erfüllen: „Bei meiner Arbeit als FriedWald-Förster erlebe ich immer wieder, welche Wirkung der Wald auf die Menschen hat. Die Atmosphäre im Wald spendet Trost. Hier können Hinterbliebene so Abschied nehmen, wie es sich die verstorbene Person gewünscht hat“, erzählt Mänicke und erinnert sich an eine Beisetzung, bei der ein Mann für seinen verstorbenen Angehörigen das Lied „Abschied“ von Rammstein gesungen hat. „Zuerst war ich etwas verwundert, weil Beerdigung und Rammstein für mich nicht zusammenpassten. Aber als ich das Lied und den Text hörte, hatte das so viel Tiefgang. Die Musik hat die Trauerfeier zu einem sehr persönlichen und individuellen Abschied gemacht.“
Nähere Informationen zum FriedWald Freyburg, die nächsten Termine zu kostenlosen Waldführungen und mehr gibt es unter www.friedwald.de/freyburg oder 06155 848-100.