
Lebendig und friedlich zugleich – FriedWald Elm seit 20 Jahren Ort der letzten Ruhe

Seit 20 Jahren sind im FriedWald Elm Beisetzungen unter Bäumen möglich. Über 7.800 Menschen haben sich bereits für eine Ruhestätte inmitten der Natur entschieden. Marcel-René Draeger (rechts) ist FriedWald-Förster im Elm und unterstützt bei der Wahl des passenden Baumes.
(Königslutter/Wolfenbüttel) Verwunschene Pfade, ein Blütenteppich aus Lerchensporn und Buschwindröschen und überraschende Ausblicke auf offene Wiesen und kleine Täler bilden seit mittlerweile 20 Jahren im Elm bei Königslutter die Kulisse für Beisetzungen unter Bäumen. Auf rund 80 Hektar Waldfläche wurde hier im Frühjahr 2005 der FriedWald Elm eingerichtet – ein Ort der Besinnung und des Abschieds, aber auch des Lebens. Über 7.800 Menschen haben sich bereits für eine Ruhestätte im FriedWald Elm entschieden. Das Besondere am FriedWald: Die Auswahl der Grabstätte ist schon zu Lebzeiten möglich.
„Den Ort der letzten Ruhe zu kennen, ist für Viele ein beruhigender und tröstlicher Gedanke“, weiß Marcel-René Draeger. Der bei den Niedersächsischen Landesforsten (NLF) zertifizierte Waldpädagoge ist seit mehr als fünf Jahren im FriedWald Elm tätig und hat schon viele Menschen auf dem Weg zu ihrem Wunschbaum begleitet. „Bei der Wahl spielen oft persönliche Vorlieben eine entscheidende Rolle. Während die einen zum Beispiel durch eine besondere Verbindung oder eine schöne Erinnerung schon eine spezielle Baumart im Kopf haben, sind für die anderen die Größe und der Wuchs entscheidend“, erzählt Draeger und ergänzt: „Unsere Aufgabe im FriedWald ist es, den Menschen zur Seite zu stehen und sie hinsichtlich ihrer Wünsche und Vorstellungen zur letzten Ruhe im Wald bestmöglich zu unterstützen. Das ist in der Vorsorge genauso wichtig wie im Trauerfall.“
Der Wald in guten Händen durch das Forstamt Wolfenbüttel
Im FriedWald Elm führt nicht nur Marcel-René Draeger Menschen durch den Wald, sondern auch Peggy Rhein-Supernok. Beide sind Angestellte im Forstamt Wolfenbüttel der Niedersächsischen Landesforsten. Die NLF haben vor 20 Jahren einen Teil ihres Waldes im Elm zur Verfügung gestellt und damit den dritten FriedWald in Niedersachsen etabliert. „Für uns ist der FriedWald ein Paradebeispiel für die Multifunktionalität der Wälder. Sie erfüllen zahlreiche Aufgaben für die Gesellschaft – vom Natur- und Artenschutz über Holzproduktion, Klimaschutz und Erholung bis eben hin zum Bestattungsort für Menschen“, sagt der Leiter des Forstamts Wolfenbüttel Andreas Baderschneider. Das Forstamt ist unter anderem für die Pflege des Waldes zuständig, bei der es besonders gefordert ist und bewusst sensibel vorgeht. Auch die Gestaltung des Andachtsplatzes hat das Forstamt übernommen und mit zahlreichen Bänken und einer überdachten Sitzgruppe einen zentralen Ort des Erinnerns mitten im Wald geschaffen. Baderschneider resümiert: „Es ist uns wichtig, dass sich die Menschen hier wohlfühlen, in Ruhe Abschied nehmen und Kraft tanken können.“
Ein Ort zum Wohlfühlen
Wohlfühlen trifft es für Ina Lange aus Uslar auf den Punkt, wenn sie vom FriedWald Elm erzählt: „Es ist der Wald, in dem ich als Kind mit meinen Eltern und unserem Hund zahlreiche Touren unternommen habe. Als mein Vater vor sieben Jahren starb, war für meine Mutter und mich klar, dass genau hier der Ort seiner letzten Ruhe sein soll. Gemeinsam haben wir uns bei einem Baumauswahltermin für eine Buche entschieden, die so von anderen Bäumen umgeben ist als würden diese sie beschützen“. Mehrmals im Jahr ist die Oberschulrektorin a.D. im FriedWald Elm unterwegs. „Die Atmosphäre ist einfach eine besondere. Auf den ersten Blick unterscheidet sich der FriedWald nicht von einem normalen Wald. Es sind Leute mit Hunden oder auf Fahrrädern sowie Familien mit Kindern unterwegs. Aber eben auch Menschen, die Abschied nehmen oder ein Baumgrab besuchen. Leben und Tod liegen im FriedWald ganz nah beieinander. Auf einem klassischen Friedhof ist das ganz anders. Darum ist der FriedWald für uns der richtige Ort“, sagt Lange. Ihre Vorliebe für die Natur und speziell den Wald, aber auch familiäre Umstände haben die Langes dazu bewegt, den FriedWald als Ort der letzten Ruhe zu wählen.
Für die Grabpflege sorgt die Natur
Mit dem FriedWald hat sich Ina Lange für einen Beisetzungsort entschieden, an dem die Natur die Grabpflege übernimmt. Je nach Jahreszeit sehen die Baumgräber anders aus. Jetzt im Frühling sind es die vielfältigen Blüten der Frühblüher, die am Fuße der Bäume hervorleuchten. Im Herbst zeigen sich die Baumgräber in farbenfrohem Gewand und im Winter sorgen Eiskristalle für einen besonderen Glanz. „Für uns ist es eine Erleichterung, zu wissen, dass nach unserem Ableben alles geregelt ist“, sagt Lange und ergänzt: „Wir haben keine Verwandten. Mit unserem Baum brauchen wir uns keine Sorgen um die Grabpflege machen.“
Kennengelernt hat Ina Lange den FriedWald Elm bei einer Waldführung. „Das war sehr hilfreich. Wir konnten uns ein Bild vom Wald als Bestattungsort machen und all unsere Fragen stellen.“ Das Team um Marcel Draeger und Peggy Rhein-Supernok bringt Interessierten regelmäßig die Idee der Bestattung in der Natur bei Waldführungen näher. Die nächste Gelegenheit, den FriedWald Elm kennenzulernen, gibt es bei kostenlosen Begehungen am 10. und 18. Mai jeweils um 14:00 Uhr.
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