Offen über Vorsorge zu sprechen ist für alle hilfreich

Von der "Nach-Sorge" zur Vorsorge

● Vorsorge wird bei den Deutschen oft erst dann erledigt, wenn sie im persönlichen Umfeld mit schwerer Krankheit und Tod konfrontiert wurden. ● Gute Vorsorge- und Nachlassregelung hilft den Angehörigen bei der Trauer und motiviert diese, selbst vorzusorgen. ● Medien haben starken Einfluss auf das Vorsorgeverhalten – sie wirken der Verdrängung entgegen.

Studie zum Vorsorgeverhalten der Deutschen

Den eigenen Krankheits- und Sterbefall vorab zu regeln, ist für viele Menschen eine große Herausforderung. Und doch kann eine klare Regelung den Angehörigen im Trauerfall viel Last nehmen. Warum also sorgen manche Menschen vor und andere nicht? Dieser Frage ist der Bestattungsanbieter FriedWald gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut K&A Brand Research mit einer deutschlandweiten Online-Umfrage auf den Grund gegangen. 


Erfahrung macht klug

Noch immer braucht das Thema Vorsorge einen externen Anstoß. Wie wichtig Vorsorge ist, wissen Menschen erst durch die persönliche Erfahrung. Hier entsteht Bewusstsein durch aktives Durchleben eines Trauerfalls oder der Begleitung einer schweren Erkrankung im eigenen Umfeld. Gefragt nach ihren Vorsorge-Erfahrungen im Zusammenhang mit den von ihnen erfahrenen Verlusten, gaben 13 % der Befragten an, dass die klaren Vorgaben der oder des Angehörigen mehr Zeit zu trauern gelassen haben, da man sich nicht mit viel Organisation und Entscheidungsfindung beschäftigen musste. Die meisten Nennungen gab es hier durch Menschen, die sich später selbst intensiv mit ihrer eigenen Vorsorge beschäftigt haben (16 % gegenüber 8 % bei jenen Menschen, die sich noch nicht mit einem konkreten Vorsorge-Thema intensiv beschäftigt haben).

Besonders motiviert zur eigenen Vorsorge, wenn die Vorsorge-Regelungen der erkrankten oder verstorbenen Person als besonders hilfreich wahrgenommen wurden. Wer hingegen einen Verlust erlebt, sich aber nicht um die Vorsorgethemen kümmern musste, ist selbst auch weniger geneigt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. So gaben 42 % der „Weniger Involvierten“ an, dass sie selbst nichts mit der Vorsorge zu tun gehabt hätten (zum Vergleich: Nur 20 % der „Intensiven Vorsorger“ gaben diese Antwort).

Neben dem Bewusstwerden über die eigene Vergänglichkeit spielt somit auch das soziale Lernen eine wichtige Rolle, wenn es um die Vorsorge geht. Daneben können aber auch Medien positiv wirken, wenn Sie die Mechanismen von Verdrängung („Dafür habe ich noch lange Zeit!“) und Tabuisierung („Darüber will ich nicht nachdenken.“) aushebeln.

Medien, Tod und Krankheit geben Anstoß zur Vorsorge

Auf die Frage, warum sie sich bereits mit ihrer Vorsorge- bzw. Nachlass-Regelung beschäftigt haben, gaben die Befragten vor allem den Verlust eines persönlichen Angehörigen oder Familienmitglieds an (51 %). Eine schwere oder tödliche Krankheit eines persönlichen Angehörigen bzw. Familienmitglieds gaben 26 % an. Ebenso stark wirkt aber auch die Berichterstattung in den Medien, die genauso oft genannt wurde. Damit liegt sie noch vor einer eigenen schweren Erkrankung (z. B. Krebs, Herzleiden, Schlaganfall), die von nur noch 17 % genannt wurde.

Das Besondere hier: Der Einfluss der Medien erstreckt sich über alle Alters- und Geschlechtergrenzen, die sonst bei dem Thema Bestattungsvorsorge stark spürbar sind. So sind zum Beispiel eher Frauen durch den Tod eines Angehörigen motiviert, sich selbst um ihre Vorsorge zu kümmern (60 % gegenüber 42 % bei den Männern). Eine eigene schwere Erkrankung als Motivation hingegen ist altersabhängig und nimmt mit steigendem Alter zu (9 % bei den 30- bis 44-Jährigen, gegenüber 21 % bei den 60- bis 79-Jährigen). Anregungen durch die Medien in Form von Fernsehbeiträgen, Dokumentationen oder Social Media-Posts wirken jedoch auf Männer (27 %) und Frauen (26 %) nahezu gleichstark. Auch beim Alter verschwimmen hier die sonst deutlichen Grenzen (jeweils 22 % bei den 30- bis 44- und 45- bis 59-Jährigen, 31 % bei den 60- bis 79-Jährigen).

Geregelt wird meist das vermeintlich Erfahrbare

Doch was wird geregelt, wenn sich Menschen mit dem Thema Vorsorge befassen? Der Fokus liegt der Studie zufolge vor allem auf potenziell erfahrbaren Bereichen. Vorsorgevollmacht, Patienten- und Betreuungsverfügung werden am häufigsten genannt und betreffen grob umfasst den Umgang anderer mit dem eigenen Körper zu Lebzeiten. Gefolgt wird dieser Vorsorgebereich vom Themenblock Finanzen – also Regelungen, wie mit dem Geld umgegangen werden soll, ist man selbst nicht mehr dazu in der Lage. Auch das Testament und die Handhabung von Bankkonten werden häufig genannt. Die Regelung der eigenen Bestattung ist bislang demgegenüber deutlich nachrangig. Möglicher Grund: Spürbar vermissen können die Vorsorge hier nur die Hinterbliebenen. Doch gerade diese profitieren in der emotionalen Ausnahmesituation von bereits getroffenen Regelungen, die ihnen die Entscheidungsfindung abnehmen.

Zu durchbrechen vermag diese Trennung von erfahrbaren und nicht mehr erlebbaren Bereichen einzig die Organspende. Sie ist Spitzenreiter der Vorsorgethemen – 46 % der Befragten gaben an, sich schon stark bis intensiv mit der Organspende auseinandergesetzt zu haben. Das Besondere: Die intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema ist altersunabhängig und wurde von allen Altersgruppen zwischen 30 und 79 Jahren gleich häufig genannt. Die Vermutung liegt nahe, dass dieser Vorsorge-Boom auf eine entsprechend starke Präsenz des Themas in den Medien und der Öffentlichkeit zurückzuführen ist, die insbesondere den Nutzen (das Leben anderer verlängern) fokussiert.

Wer Vorsorge fördern möchte, muss aktiven Dialog suchen

Für Menschen, die bereits einmal einen Verlust verkraften und die Auswirkungen fehlender Vorsorgeregelungen durchleben mussten, heißt dies: offen darüber sprechen. Der direkte Austausch über die erlebte Belastung kann den Nutzen am deutlichsten vermitteln und dazu führen, dass mehr Menschen bewusst die letzten Dinge ihres Lebens regeln.

Auch ist es hilfreich, den Zugang zu dem Thema möglichst einfach zu gestalten. Nützlich sind in diesem Zusammenhang Ratgeberportale oder auch fertige Vorsorgeordner, die bereits alle wesentlichen Informationen enthalten und mit leicht ausfüllbaren Formularen das Erstellen von Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Co. vereinfachen.

Studiendesign

Warum sorgen manche Menschen vor und andere nicht? Für die „Vorsorgestudie“ wurden im Jahr 2022 von K&A Brand Research im Auftrag von FriedWald Onlineinterviews mit 1.037 Menschen in ganz Deutschland durchgeführt. Die Befragten waren im Alter von 30 bis 79 Jahren. Entsprechend ihrer Angaben wurden die Befragten dabei in „Intensive Vorsorger“ (haben sich mit mindestens vier konkreten Vorsorge-Themen intensiv befasst) und „Weniger Involvierte“ (haben sich mit keinem konkreten Vorsorge-Thema intensiv befasst) unterschieden. Was sie trennt: Vor allem das Alter und die persönliche Erfahrung.


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Offen über Vorsorge zu sprechen ist für alle hilfreich.
Quelle: FriedWald GmbH

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Wer selbst einen Verlust erfahren hat und gar eine Beisetzung geplant hat, sorgt eher vor.
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Vorsorge hilft in der Trauer und motiviert, selbst vorzusorgen.
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Medien, Tod und Krankheit geben Anstoß für Vorsorge.
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Vorsorgevollmachten – eine Frage des Alters.
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Führende Vorsorgethemen: eigener Körper und Finanzen.
Quelle: FriedWald GmbH

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